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Outsourcing ist eine hervorragende Möglichkeit, die Entwicklungskosten zu senken und gleichzeitig höchste Qualitätsstandards für das Produkt zu gewährleisten. Allerdings ist es entscheidend, die Bedingungen der Zusammenarbeit im Vorfeld festzulegen, um das Produkt zu schützen und Verantwortlichkeiten, Rechte und Vertragsbedingungen klar zu definieren.
Ein Vertrag mit einer IT-Outsourcing-Agentur stellt zudem sicher, dass das Produkt gemäß der definierten Qualität und innerhalb eines festgelegten Zeitrahmens geliefert wird und dass die erbrachten Leistungen entsprechend der Vereinbarung entlohnt werden. Im Falle von Problemen legt der Vertrag fest, welche Konsequenzen zu ziehen sind und wie die Situation zu beheben ist.
Doch schauen wir uns die Angelegenheit etwas genauer an.
Ein Outsourcing-Vertrag ist eine rechtlich bindende Vereinbarung, in der die Rollen, Verantwortlichkeiten und Rechte aller beteiligten Parteien festgelegt werden. Er enthält Projektdetails wie Zeitintervalle, Preis, Zahlungsmethoden, Qualitätsanforderungen, Risiken, Abhilfemaßnahmen, IP-Fragen, Schutz sensibler Daten und vieles mehr. Ziel eines Outsourcing-Vertrags ist es, sicherzustellen, dass alle Parteien von der Zusammenarbeit profitieren und das Projekt mit dem gewünschten Ergebnis abschließen.
Konkret regelt ein Outsourcing-Vertrag in der Regel:
Natürlich bestimmt die individuelle Natur des Projekts den konkreten Inhalt des Vertrags. In Absprache mit dem Business- und Rechtsteam sollten sich beide Parteien auf ein Vertragsmodell, eine Liste von Anforderungen und einen oder mehrere Outsourcing-Verträge einigen, die die Interessen beider Seiten schützen.
Obwohl die Parteien ihre Rechtsabteilungen bitten können, beliebige Vertragsarten zu erstellen, die sie für das jeweilige Projekt als notwendig erachten, möchten wir hier die folgenden vier (plus einen) hervorheben, die unserer Meinung nach für eine Outsourcing-Geschäftsbeziehung am wichtigsten sind:
Die Geheimhaltungsvereinbarung (NDA, Non-Disclosure Agreement) ist ein Standarddokument zwischen zwei Parteien, die sensible Informationen austauschen wollen. Das Hauptziel dieser Vereinbarung besteht darin, die Weitergabe vertraulicher Informationen an Dritte zu verhindern.
Eine NDA sollte folgende Punkte umfassen:
Ein Master Service Agreement (MSA) wird von Parteien unterzeichnet, die eine langfristige Zusammenarbeit anstreben.
Der MSA deckt dabei unter anderem ab:
Der MSA kann außerdem spezielle Hinweise und sonstige Bestimmungen enthalten, die festlegen, wie die Vereinbarung übermittelt wird, sowie Vorteile, Änderungen oder andere relevante Punkte.
Das Statement of Work beschreibt die Projektdetails, Phasen, Produktfunktionen, Risiken, Kriterien usw. Typischerweise enthält das SOW:
Das SOW kann auch einen Anhang zur gewählten Zahlungsmodell-Option enthalten. Zudem können Punkte wie Hauptrisiken und ihre Konsequenzen, Auswirkungen auf das Projekt, unvorhergesehene Umstände und vieles mehr thematisiert werden.
Der Data Processing Agreement (DPA) zielt darauf ab, die Datenverarbeitung und das Verhältnis zwischen dem Datenverarbeiter (Auftragnehmer) und dem Datenverantwortlichen (Auftraggeber) zu regeln. In dem Vertrag wird festgehalten, wie die Daten gespeichert, verarbeitet und geschützt werden. Dementsprechend wird der DPA unter Einhaltung der geltenden Datenschutzvorschriften erstellt.
Im Service-Level-Agreement (SLA) werden die Dienstleistungen definiert, die die Outsourcing-Agentur erbringen soll – von der Entwicklung einer Funktion bis hin zur vollständigen Softwareentwicklung von Grund auf. Zudem ist im SLA aufgeführt, welche Liefergegenstände der Auftraggeber bereitstellt und welche die Outsourcing-Agentur verantwortet. Ein SLA legt die Qualitätsstandards für das Produkt fest und kann die dafür notwendigen Schritte zur Qualitätssicherung beinhalten.
Ein SLA kann folgende Punkte umfassen:
Es gibt verschiedene Modelle von Outsourcing-Verträgen, die sich an den Preis- und Engagementmodellen orientieren. Aus unserer Erfahrung ergeben sich dabei vor allem drei häufige Vertragsmodelle:
Das Festpreis-Modell eignet sich für kleinere Projekte mit klar umrissenen Anforderungen. Hierbei verpflichtet sich der Outsourcing-Anbieter, das Produkt entsprechend den Vorstellungen des Auftraggebers und innerhalb eines vorher festgelegten (festen) Budgets zu liefern. Der ausgelagerte Partner trägt dabei die volle Verantwortung für das Ergebnis und den Erfolg des Projekts.
Bei diesem Vertragstyp wird oft ein Request for Proposal (RFP) genutzt – ein formales Dokument, das die Projektanforderungen und eine Beschreibung der Vorgehensweise des Anbieters festhält. Da Festpreise wenig Flexibilität erlauben, müssen Änderungen während der Entwicklungsphase durch eine Change Order ergänzt werden.
Unternehmen, die sich für einen Festpreis-Vertrag entscheiden, müssen sich frühzeitig umfassende Gedanken über alle Aspekte des Projekts machen und Budget, Zeitpläne und andere Details im Voraus definieren. Dieses Modell verliert bei Softwareentwicklern zunehmend an Popularität, da sich Anforderungen in frühen Projektphasen oft nur grob abschätzen lassen.
Der Vorteil eines Festpreis-Vertrags liegt in der reduzierten Verantwortung und geringeren Einbindung des Kunden, da das Projektmanagement vom Outsourcing-Dienstleister übernommen wird. Daher ist es allerdings entscheidend, dass der Anbieter detaillierte Anforderungen und klare Erwartungen erhält.
Ein Festpreis-Vertrag eignet sich für:
Der Time and Materials (T&M)-Vertrag wird in der Regel abgeschlossen, wenn ein Unternehmen einen externen Anbieter für ein langfristiges Projekt hinzuziehen möchte. “Time” bezieht sich dabei auf den Stundensatz, der für jeden Mitarbeiter des externen Teams vereinbart wird, und “Materials” auf sämtliche physischen oder digitalen Werkzeuge, die für das Projekt benötigt werden. Für einen reibungslosen Ablauf empfehlen wir, in T&M-Verträgen regelmäßige und realistische Meilensteine zu definieren und den Projektfortschritt kontinuierlich zu analysieren.
Die Vergütung erfolgt auf Basis der geleisteten Arbeitsstunden und des Materials, das für die Fertigstellung erforderlich ist. Anders als beim Festpreis-Modell bietet T&M mehr Flexibilität und endet erst, wenn die vereinbarten Ergebnisse erreicht sind.
Ein Time & Materials-Vertrag eignet sich für:
Beim dedizierten Team-Modell beauftragt der Kunde ein spezialisiertes Team, das an der Produktentwicklung arbeitet – optimal für langfristige Kooperationen. Das externe Team fungiert als Erweiterung des internen Teams und wird häufig auch in nachfolgenden Projekten eingesetzt. Bei diesem Modell übernimmt der Kunde in der Regel das Management des Entwicklungsteams, das seine Arbeitsweise an sich ändernde Projektanforderungen flexibel anpasst. Die Zahlung erfolgt hier monatlich, häufig ohne festen Endzeitpunkt oder definierte Ausstiegsklauseln.
Ein dediziertes Entwicklungsmodell eignet sich für:
Im Endeffekt wird ein Outsourcing-Vertrag geschlossen, um sowohl dem Anbieter als auch dem Auftraggeber zu helfen, die häufigsten Herausforderungen bei der Zusammenarbeit mit Remote-Teams zu bewältigen oder ganz zu vermeiden. Auf welche Weise?
Wir befürworten eine flexible, agile Herangehensweise an die Softwareentwicklung. Sie ermöglicht Innovation, kontinuierliche Verbesserung und Maßnahmen, die oft erst im Projektverlauf an Bedeutung gewinnen.
Dennoch halten wir es für sinnvoll, zumindest Grundregeln im Outsourcing-Vertrag festzulegen. Diese Regeln sorgen für Orientierung und Klarheit hinsichtlich gegenseitiger Erwartungen und bieten gleichzeitig genügend Freiraum für kreative Lösungen und neue Ideen.
Das Management von Remote-Teams gehört zu den größten Outsourcing-Herausforderungen. Häufig stellt sich die Frage, wie die geleistete Arbeitszeit der Remote-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter überwacht und bewertet werden kann.
Daraus hat sich eine ganze Ära von Zeiterfassungstools entwickelt. Obwohl diese in manchen Kreisen kritisch gesehen werden, lässt sich nicht leugnen, dass sie häufig zu besseren Ergebnissen führen. Gerade bei Stundenabrechnungen sorgen solche Tools für Transparenz und eine faire Vergütung.
Gleichzeitig weckt der Einsatz von Zeiterfassungstools oft den Gedanken an Mikromanagement und kann das gesamte Projekt überschatten. Doch wenn die Einführung dieser Tools transparent und zielorientiert erfolgt, muss dies nicht zwangsläufig die Mitarbeiterzufriedenheit beeinträchtigen.
Aus unserer Erfahrung ist es wichtig, allen Teammitgliedern vorab zu erläutern, warum ein Zeiterfassungstool zum Einsatz kommt, welche Aktivitäten getrackt werden, wie dies geschieht und welchen Nutzen das System für sie hat.
Wird erklärt, dass das Tool nicht auf die minutiöse Überwachung jeder einzelnen Aktivität abzielt, sondern vielmehr Verantwortung und Selbstorganisation fördern soll, ist die Akzeptanz meist wesentlich höher. So wird ein besseres Verständnis der eigenen Produktivität ermöglicht und klar, wie jeder Einzelne zum Erfolg des Projekts beiträgt.
Nicht wenige Unternehmen führen deshalb in ihren Outsourcing-Verträgen konkrete Regelungen ein, wie und wann Zeiterfassungstools eingesetzt werden sollen.
Trotz immer neuer Technologien zur Cybersicherheit stehen Remote-Teams weiterhin vor spezifischen Herausforderungen in Sachen Risikominimierung. Typische Gefahren sind beispielsweise Phishing-Angriffe, fehlende Sichtbarkeit durch Monitoring-Tools, anfällige Infrastrukturen und veraltete Notfallpläne. Bei Remote-Teams können mögliche Probleme zudem oft erst spät erkannt oder behoben werden.
Um diese Risiken zu minimieren und effektiv auf Bedrohungen zu reagieren, sollten Outsourcing-Partner detaillierte Sicherheitsrichtlinien und einen Business-Continuity-Management-Plan (BCP) etablieren. Diese Dokumente sollten verschiedene Szenarien abdecken und sowohl mit lokalen als auch internationalen Sicherheitsstandards konform sein (z. B. PCI DSS, relevante ISO-Normen, DSGVO, HIPAA usw.). Insbesondere sollte der BCP Maßnahmen für den Umgang mit Stromausfällen, Server- oder Backup-Problemen, Netzwerkangriffen, VPN-Tests sowie Backup-Strategien beinhalten.
Sobald der Vertrag unterzeichnet ist, muss der Auftraggeber der Outsourcing-Agentur die benötigten IT-Ressourcen zur Verfügung stellen. Dazu können Hardware, Softwarelizenzen, Werkzeug- und Equipment-Leasing, Telekommunikationsausrüstung und mehr gehören.
NearUp bietet sowohl Business-Consulting als auch bedarfsgerechte Entwicklungsleistungen. Mit einem Jahrzehnt gebündelter Erfahrung kennen wir die typischen Herausforderungen im IT-Outsourcing und wissen, wie wir Probleme bereits im Vorfeld vermeiden. Gerne stehen wir Ihnen für weitere Informationen zu diesem Thema zur Verfügung oder unterstützen Sie dabei, geeignete Verträge zwischen Ihnen und einer Outsourcing-Agentur aufzusetzen.